"Allein unter Ratten
Unterwegs auf Heidelbergs Straßen mit Sozialarbeiter Jürgen Hofherr – Im Durchschnitt stirbt pro Monat ein Wohnungsloser.
Von Anne Graser
Drei Stühle um einen Couchtisch mit Blumenstrauß, Radiomusik, ein paar Bücher auf einem Schrank, die Matratze liegt einige Meter weiter – Roland hat sich eingerichtet unter der Brücke. Seit vergangenem Herbst lebt er dort zwischen Bundesstraße und Schienen; zurzeit allein, wenn man von den Ratten absieht. "Du bist eine halbe Stunde zu spät", ruft er dem Sozialarbeiter Jürgen Hofherr entgegen und unterbricht das Holzhacken.
Offenheit ist wichtig auf der Straße, sagt Roland: Die Lehrer und Schüler der benachbarten Schule, die täglich den Fußweg neben Rolands Brücke passieren, kennen ihn schon. Einige werfen Münzen in den aufgestellten Hut, manchmal entwickeln sich Gespräche. Ein Lehrer hat ihm heute Morgen den Strauß Blumen geschenkt. "Street-Life ist hart", weiß der 49-Jährige, er sieht zehn Jahre älter aus, sein Gesicht ist von Wind und Wetter gezeichnet. Vor kurzem wurde sein Fahrrad gestohlen, ständig verschwinden Lebensmittel. Gerade nachts gibt es des öfteren Ärger mit betrunkenen Passanten…
150 bis 200 Menschen, schätzt Hofherr, leben in Heidelberg ohne ein Dach über dem Kopf. Die tatsächliche Zahl liegt höher, denn der Sozialarbeiter trifft trotz seiner täglichen Rundgänge nie alle Wohnungslosen. Wer kein Arbeitslosengeld bezieht, weder die Bahnhofsmission noch die Wärmestube des SKM besucht und die Gruppen der Wohnungslosen meidet, bleibt inkognito."
quelle www.rnz.de/RNZ_HDKreis/00Allein_unter_Ratten.html
großen dank, dass die lokale presse so mutig ist, auch mal die andere seite heidelbergs zu zeigen. da ich mich als teil dieses "wachrüttelns" verstehe, dem sich sogar BK merkel nun angeschlossen hat, ist ein zeichen gesetzt,d as trotz seines traurigen lichtes zur hoffnung grund gibt.
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